Meine Leidenschaft für Wein zeigte sich relativ spät. Als geborener Münchner auch verständlich. Bier, speziell das berühmte Münchner Hell, war lange Zeit mein einziges alkoholisches Getränk. Als Erinnerung an meinen Vater braue ich sogar ein Starkbier. Abgesehen davon genoss ich gelegentlich einen guten Obstbrand, einen erstklassigen Single Malt Whiskey oder alten Rum als Begleitung zu meiner Zigarre. Selbstverständlich durfte bei gutem Essen die Weinbegleitung nicht fehlen, jedoch darauf beschränkte sich lange Zeit mein Weinkonsum und meine Beurteilung kannte lediglich die Attribute gut, schlecht oder süß, sauer.

Erste Besuche von Weingütern in Nord Kalifornien Anfang der achtziger Jahre verbunden mit Degustation dieser herrlich-fruchtigen Weißweine, vor allem Sauvignon Blanc, eröffneten mir eine Fülle von Eindrücken, die mich über Jahre hin beschäftigen sollten. 2007 wurde ich nach Österreich zur Prämierung der berühmten Grünen Veltliner Weine des Kamptals nach Langenlois eingeladen und durfte erstklassige Weine verkosten und beurteilen. Kurz darauf war ich das erste Mal zur Jagd ins romantische Nahetal eingeladen, lernte die freundliche und leidenschaftliche Winzerfamilie Michael Rohr kennen und genoss des köstlichen Rieslings, Grauburgunder und Silvaner. Zusammen mit meinen beiden Jagdfreunden hatten wir eine verwegene Idee; ein eigener Weinberg musste her!

Nur war das nicht so leicht wie wir uns das vorstellten. Michael Rohr bot uns stattdessen ein Patronat über sechs Zeilen Weinreben in seinen Steillagen an. Seitdem wird unser „eigener“ Riesling im eigenen Fass gekeltert und einvernehmlich auf eine angenehme Restsüße eingestellt. Dieser köstliche Wein ist seitdem unser Hauswein und wird von unseren Gästen sehr gelobt. Von nun an wuchs meine Leidenschaft und der Traum eigenen Wein anzubauen mit jedem Jahr. Eine Reise nach Neuseeland zu den berühmten Weinanbaugebieten der Region Marlborough eröffneten mir einmal mehr den Zugang zum Sauvignon Blanc. Aber warum in die Ferne schweifen, liegt das Gute doch so nah! An diese Redewendung musste ich denken, als ich in der Südsteiermark die erstklassigen Sauvignons von Erich und Walter Polz verkosten durfte. Mein Entschluss verfestigte sich! Irgendwann will ich es selbst versuchen. Dann passierte das Unerwartete. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ kürte mich zum „Weingourmet des Jahres 2017“. In dieser Auszeichnung sah ich auch eine Berufung, ein Zeichen. Ich machte mich auf die Suche nach einem ambitionierten Partner, denn eines war klar: allein konnte ich dieses Vorhaben nicht stemmen.

Mit Prof. Christian Held, dem Hauptgesellschafter des Weinguts Disibodenberg KG in Odernheim und Winzermeister Dipl. Ing. Thomas Zenz fanden sich interessierte und verlässliche Partner. Unsere Zusammenarbeit begann mit der Cuvéetierung eines hochwertigen Grauburgunders. Er trägt einen besonderen Namen: MELODY Pinot Gris. Als Familienmensch fand ich es spannend, meine Weine nach den Mittelnamen meiner Kinder zu benennen: meiner älteste Tochter Elena Melody, die in New York lebt und dem Zwillingspärchen Bianca Nadine und Florian Rafael. Ein kleines Kontingent von erstklassigem Frühburgunder wird 2019 als Nadine auf den Markt kommen. Etwas mehr Geduld wird für unseren ersten Sauvignon Blanc von Nöten sein. Der Weinberg wurde im Frühjahr 2019 bestockt und die Reben gedeihen vortrefflich. Ein kleines Fass davon konnten wir bereits letzten Herbst mit Wein aus köstlichen Savignon Blanc Trauben befüllen. Pünktlich zu meinem 70sten wird Rafael das Licht der Weinwelt erblicken. Zu jedem Wein habe ich eine eigene Melodie komponiert, die sich auf den Weinetiketten wiederfindet. Every song has a story!
Das Abenteuer Wein hat mich fest im Griff, ich genieße die Zeit am Weinberg in Odernheim, die Degustation jungen Weins in der Kelterei und lasse mir von Winzermeister Thomas Zenz die Finessen des modernen Weinbaus erklären.